Nach dem Karneval, also der Zeit, in der das Fleischliche mächtig ist, kommt der Aschermittwoch. Damit
beginnt die Zeit des Verzichts.
In der Kirche wechselt die liturgische Farbe unseres Altarbehangs von grün auf violett. Diese Farbe
bezeichnet die Vorbereitungszeit auf die großen christlichen Feste und steht für Besinnung und
Umkehr. 7 Wochen dauert die Passionszeit bzw. Fastenzeit vor Ostern, insgesamt sind es 40 Tage. Die Sonntage sind vom Fasten ausgenommen. Denn sie sind selbst ein kleines Osterfest: die Sonntage sind Tage, an denen wir allwöchentlich die Auferstehung feiern dürfen.
Die Zahl 40 spielt in unserer christlich-jüdischen Tradition eine hervorgehobene Rolle, ich nenne hier nur
einige Stichworte wie die 40 Tage dauernde Sintflut, die 40jährige Wüstenwanderung, das 40tägige Fasten Jesu in der Wüste. Die 40 passt gut zur Fastenzeit, denn sie symbolisiert eine Zeit der Bewährung, der Buße und Läuterung.
Die Passionszeit vor Ostern erinnert an das Leben und Leiden Jesu, an das letzte Abendmahl, Verrat, Verleugnung, Kreuzigung. Damit führt sie uns auch unsere Schwächen und Abgründe vor Augen und
lässt uns über unsere Lebensführung nachdenken.
So ziehen manche Menschen in dieser Zeit bewusst Bilanz, fragen sich, ob ihr Leben noch im Lot ist, ob es im Einklang mit Gott und den Grundsätzen einer christlichen Lebensführung steht. Sie überlegen dann auch, was sie ändern könnten. Fasten wird hier ganz konkret. Einige verzichten dann auf bestimmte Dinge wie z.B. Fleisch, Alkohol, Schokolade, Autofahren, Fernsehen. Andere machen etwas,
das sie bisher vernachlässigt haben. Sie verbringen mehr Zeit mit der Familie und mit Freunden, loben
mehr, gehen öfter in den Gottesdienst, lesen häufiger in der Bibel.
»Sieben Wochen ohne« – so heißt die alljährliche Fastenaktion der Evangelischen Kirche. Das diesjährige Motto lautet: »Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit«
In diesen dunkeln, deprimierenden Zeiten soll die Finsternis nicht noch mehr an Macht gewinnen. Vielmehr soll das Licht der Hoffnung und vielleicht auch schon das Licht von Ostern uns leuchten und uns Kraft geben, aufzustehen, bestimmte Dinge nicht mehr hinzunehmen, sondern anzugehen und zu ändern. Dabei geht es auch um unsere Ausstrahlung und um die Frage, wie wir als Christinnen und Christen unser Licht in der Welt leuchten lassen können.
Nähere Informationen zur Fastenaktion finden Sie im Internet unter https://7wochenohne.evangelisch.de/
In diesem Jahr ist der Aschermittwoch am 22. Februar. Um 18 Uhr werden wir einen Gottesdienst in der Gethsemanekirche feiern. In diesem Gottesdienst wird allen, die es wünschen, ein Aschekreuz auf die Stirn gezeichnet. Es ist ein Symbol für die Vergänglichkeit und auch ein Zeichen dafür, dass Altes erst absterben, also enden muss, bevor Neues entstehen kann.
Seien Sie herzlich eingeladen, die Passionszeit bewusst mit einem Gottesdienst zu beginnen.
Pfarrerin Aljona Hofmann