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Ein Talar erzählt – Vikarin Sabrina Fabian verabschiedet sich aus der Gemeinde

„Abschiede kommen nie zur rechten Zeit“, das habe ich in der Predigt in meinem Prüfgottesdienst vom Lesepult gesagt. Ein Satz, den ich jetzt in seiner vollen Härte erlebe. Eigentlich ginge mein Vikariat bis Ende 2024. Aber mein Mann und ich erwarten einen Jungen. Ein wunderschöner Grund, um früher mein Vikariat zu beenden, aber einer, der meinen Abschied nicht leichter macht. Also lasse ich mir helfen und jemand anderes für mich sprechen. Oder korrekter: etwas anderes. Etwas, das in meinem Vikariat ganz nah an mir dran war: mein Talar – das schwarze liturgische Gottesdienstgewand.


Ich bin dieser Vikarin auf den Leib geschneidert worden. Die meisten meiner Art haben den gleichen Schnitt. Aber ich bin anders genäht. Mehrere Vikarinnen hinterfragen die preußische Hauptform bei Talaren und meine Vikarin auch. Ich glaube, das kam gut an. Zumindest hab ich viele Komplimente an der Kirchenpforte bekommen und ich weiß, dass meine Vikarin sich wohl in mir gefühlt hat. Immer mehr. Es war anrührend, so nah dran zu sein, wenn sie gemeinsam mit der Gemeinde Gottesdienst gefeiert hat. Wenn sie gesegnet hat, am Ende jedes Gottesdienstes, bei Taufen und Trauungen und Konfirmationen und Beerdigungen. Immer habe ich die Menschen mitberührt – eine große Ehre. Das Krippenspiel mit Kindern aus der Gemeinde war eine großartige Erfahrung für meine Vikarin, weil es so gut aufgegangen ist, die Darstellerinnen selbst das Stück schreiben zu lassen.
Ich bin viel rum ekommen: auf viele Friedhöfe, in Kirchen in Neukölln und Brandenburg und Wittenberg, immer wieder Wittenberg, wo das Prediger*innenseminar der Landeskirche steht. Dort bin ich zum ersten Mal komisch beäugt worden, aber ich glaube, diese Kirche muss sich daran gewöhnen, dass Nachwuchs kommt, der einiges anders angehen wird. Dass EKPN darauf Lust hat, motiviert meine Vikarin.

Bei vielen Anlässen war ich auch gar nicht dabei und das ist auch in Ordnung: in der Konfizeit mit all diesen tollen Jugendlichen und diesem inspirierenden Team um Tabea Möhlis und Tobias Kuske – ein echtes Juwel in der Gemeinde (darauf müsst ihr gut achten). Bei der Jugendreise nach Norwegen, auf dem Kirchentag, bei Besprechungen und Planungen.
Acht Knöpfe hat meine Vikarin auf meine Knopfleiste nähen lassen für die acht Seligpreisungen, von denen Jesus in der Bergpredigt spricht. Aber in dieser Gemeinde hat sie erlebt, dass die Verse danach noch viel wichtiger sind: „Selig seid ihr!“ – Menschen das zusprechen zu dürfen im Segen, in Seelsorgegesprächen, in Lebensfeiern, in der Konfizeit, in Predigten, darum geht es. Kirche muss der Ort sein, an dem Menschen erfahren, dass sie von Gott geliebt sind. Auch zu noch mehr Anlässen: in Segensgottesdiensten, in Abschiedsfeiern wie „Adieu“ und mehr. Das ist einer von vielen Eindrücken, den meine Vikarin aus ihrer Zeit in dieser Gemeinde mitnimmt.
Jetzt gehen viele dieser Knöpfe schon nicht mehr zu, weil ich nicht mehr nur einen Menschen kleide. Zeit für eine andere Phase. Ich mache eine Pause, aber ich bin sicher, ich komme zurück. Vielleicht auch mal wieder in die Gethsemanekirche – mich würde das sehr freuen. Danke für alles!


Der letzte Gottesdienst mit Vikarin Sabrina Fabian findet am 1. September, 11 Uhr, in der Gethsemanekirche statt. Herzliche Einladung dazu!