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5. Oktober 2023: „Jena Paradies – Die letzte Reise des Matthias Domaschk“ – Lesung mit Autor Peter Wensierski

Donnerstag, 5. Oktober 2023, 19 Uhr, Gethsemanekirche, Stargarder Str. 77, 10437 Berlin
Eintritt frei. Vorherige Anmeldung: nicht erforderlich. Einlass: 18:45 Uhr

Die Veranstaltung findet statt im Anschluss an die 18-Uhr-Andacht für zu Unrecht Inhaftierte in Belarus.

Über das Buch: 

Am Freitag, 10. April 1981, ist der 23-jährige Matthias Domaschk unterwegs von Jena nach Berlin, um im Prenzlauer Berg die Geburtstagsfeier eines Freundes zu besuchen. Doch „Matz“, wie ihn seine Freunde nennen, kommt nie an. Der Zug, mit dem er reist, wird in Jüterbog gestoppt, Matthias und drei weitere Jenaer festgesetzt. Denn die Behörden fürchten, Matthias wolle den Parteitag der Staatspartei-SED stören.

Matz und sein Freundeskreis sind den DDR-Oberen schon lange ein Dorn im Auge. Sie leben unangepasst, sehnen sich nach Freiheit und Selbstbestimmung. Matthias hat sogar Unterschriften gegen die Ausbürgerung des DDR-kritischen Liedermachers Wolf Biermann gesammelt.

Die Staatsmacht will nicht glauben, dass der junge Mann einfach nur zum Feiern nach Berlin will. Er wird in die Stasi-Untersuchungshaftanstalt nach Gera transferiert und intensiv verhört. Am Sonntag, 12. April, liegt er tot im Besucherzimmer der Anstalt. 

Was genau ist mit Matthias Domaschk passiert? Auch nach Öffnung der Akten am Ende der DDR blieb sein mysteriöser Tod ungeklärt. Die MfS-Mitarbeiter, die ihn in seinen letzten Stunden erlebten, schwiegen hartnäckig. 40 Jahre nach Matthias Domaschks Tod konnte Journalist Peter Wensierski etliche der MfS-Mitarbeiter doch noch zum Sprechen bewegen. Wensierski hat außerdem rund 60.000 Seiten Archivmaterial ausgewertet und insgesamt etwa 160 (Zeit-)zeugen befragt.

Seine Schilderung des Lebens und Sterbens von Matthias Domaschk ist weit mehr als die Lösung eines ungeklärten Todesfalls. Wensierski übertreibt nicht, wenn er schreibt, sein Buch sei „eine Nahaufnahme des weitgehend verborgenen Innersten des autoritären Machtapparates und seiner Vollstrecker“.

»Das Buch ist spannend wie ein Krimi, erhellend und aufklärend über den Diktaturalltag wie beste Geschichtsforschung.« Ilko-Sascha Kowalczuk, Historiker