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Zum Abschied von Superintendent i. R. Klaus Görig

»Ach, wie schön – kommen Sie doch rein.«, so begrüßte Klaus Görig gerne Menschen, die ihn im Alter besuchten oder während seiner Dienstzeit ins Pfarrbüro kamen. Einladend, freundlich und zugewandt zeigte er sich – auch in Krisenzeiten. Das waren und bleiben Kennzeichen eines so besonderen Pfarrers unserer Kirche.
Am 12. August 1926 in Cottbus geboren, erlernte er im Fischgeschäft seiner Großeltern die Kultur der
Wertschätzung. Segelfliegen, Sportwettkämpfe, Zeltlager, aber auch Dienste als Luftwaffenhelfer waren
wichtige sportliche Herausforderungen. Spätere Einberufung zur Luftwaffe, Verwundung, Lazarett und Kriegsgefangenschaft in Italien zeigten bis zum Ende seines Lebens Spuren in und an ihm.
Klaus Görig kannte das Leben und wusste, wie es zu gestalten ist. Nach dem Theologiestudium an der »KiHo« (Kirchliche Hochschule) in West-Berlin und einigen Gastvorlesungen in Psychologie heiratete er
die Liebe seines Lebens: Gabriele Bremner. Von Bischof Dibelius 1955 ordiniert, bekam er seine erste
Pfarrstelle in Schönwerder bei Prenzlau. Gabriele, aus einem Westberliner Arzthaushalt kommend, bekam zunächst keine Zuzugsgenehmigung. Auch dieses Ereignis prägte Zeit seines Lebens das große Interesse an der Kirchengeschichte seiner Berlin-Brandenburgischen Kirche – unter sich immer verändernden gesellschaftlichen Verhältnissen.
Als 16-Jähriger traf ich das erste Mal auf die zunächst fünf-, später siebenköpfige Pfarrersfamilie in Brandenburg. Er wurde für die Nachfolge meines Vaters in Brandenburg/Havel gerufen. »Klaus Görig, das ist ein guter Mann«, so die Einschätzung seines ehemaligen Predigerseminardirektors Albrecht Schönherr.
Dieser so besonderen Ausstrahlung begegneten bis zum Schluss seines Lebens viele Menschen. Nicht nur in Brandenburg, als er sehr bald neben dem Gemeindepfarramt auch stellvertretender Superintendent wurde, dazu Beauftragter für Gemeindeaufbau im Sprengel Potsdam, Synodaler und Dozent am Predigerseminar. Durch seinen Ruf in das Superintendentamt des damaligen Kirchenkreises Berlin Stadt III und in die Gemeindepfarrstelle der Elias- Gemeinde lernten ihn fast täglich neue Menschen, Gemeindeglieder, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und leitende Angestellte der Kirche schätzen und ehren.
Als Pfarrer in dem von ihm geleiteten Kirchenkreis habe ich gelernt, wie Leitung und Leiten menschlich klug und theologisch fundiert gestaltet werden können. Das hat auch mich geprägt. Aufzuzählen wären 16 Ehrenämter zusätzlich zu seinem Pfarr- und Leitungsamt. Besonders wichtig waren, bedingt durch
seine Lauterkeit und Kompetenz, die Mitarbeit in der Härtefallkommission des Theologischen Prüfungsamtes, seine Beisitzertätigkeit im Voruntersuchungsausschuss der EKiD zur Stasitätigkeit mancher Mitarbeitenden und im Berliner Senatsausschusses zur Überprüfung der Ärzte und leitenden
Schwestern in kommunalen Krankenhäusern eine mögliche Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit betreffend.
Mein letzter Besuch bei ihm nach seinem 97. Geburtstag war ein ganz besonderes Geschenk. Ich
begegnete einem Menschen mit einem reich gefüllten Leben, der in den zwei Stunden nicht einen einzigen negativen oder abwertenden Satz sagte. Ja, das war und ist Klaus Görig. Ein fröhlicher Christ,
der bis zum Schluss, trotz des Verlustes eines Sohnes und des frühen Todes seiner Frau, mit seinen Kindern und Enkelkindern nur Vergnügen gelebt hat.
»Mach in Deinem Leben nur das, was aus Deinem Herzen kommt.«
Möge uns diese seine Lebensweisheit auch leiten.

Martin-Michael Passauer
Generalsuperintendent i.R. des Sprengels Berlin

Am 19. Januar, versammelten sich viele langjährige Begleiter und Gemeindeglieder zu einer Gedenkfeier für Klaus Görig im Elias-Kuppelsaal.