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Zur Vereinnahmung der Gethsemanekirche durch Corona-Leugner*innen und Maßnahmengegner*innen

Seit einiger Zeit treffen sich montags Menschen vor unserer Gethsemanekirche, die den Corona-Maßnahmen ablehnend gegenüberstehen. Nicht zufällig wurde gerade diese Kirche als Treffpunkt ausgewählt, versuchen diese Menschen doch, sich damit in die Protestbewegung der DDR im Herbst 1989 einzureihen.

Am 13. Dezember 2021 kurz nach 18 Uhr zog dann eine größere Gruppe von Corona-Leugner*innen und Maßnahmen-Gegner*innen mit Kerzen, meist ohne Masken und mit Liedern wie „Von guten Mächten“ an einer Gruppe von Gemeindemitgliedern vorbei, die im Garten Gethsemane vor dem Geistkämpfer das tägliche politische Gebet verrichteten.

Über den Zaun hörten wir Rufe wie „Wir sind das Volk!“ und „Weg mit der Corona-Diktatur!“ Am späteren Abend kam es zu Auseinandersetzungen der inzwischen zurückgekehrten Protestler*innen mit der Polizei. Auch Anwohner*innen beobachteten dies mit Sorge und Entsetzen.

Man war sich einig: Es ist Zeit, etwas zu unternehmen und diesen Protesten und Ansichten etwas Positives entgegensetzen.

Die scharfe Verurteilung jeglicher Vereinnahmung von Symbolen der friedlichen Revolution aber auch die Sorge vor sich verschärfenden Protesten führte ganz unterschiedliche Menschen zusammen: Nachbarn im Kiez, Politiker*innen, Hausmänner und -frauen,  Gemeindemitglieder der EKPN etc.

Es gründete sich die „Initiative Gethsemanekiez“, die wir als Gemeinde begleiten.

Auch das Pfarrteam distanzierte sich in diversen Interviews und Verlautbarungen deutlich von der Vereinnahmung unserer Gethsemanekirche durch die Corona-Leugner*innen.

Am 20. Dezember folgten ca. 200 Menschen dem Aufruf der Initiative, den Platz vor der Kirche nicht den Corona-Protestler*innen zu überlassen. Darüber wurde später in diversen Medien berichtet.

Seitdem treffen sich jeden Montag ab 17.30 Uhr Menschen vor dem Hauptportal der Gethsemanekirche unter dem Motto: „Gemeinsinn leben; demokratische Werte schützen“. Aktionen werden organisiert, die die Anwesenden zum Austausch anregen und so den Zusammenhalt der Menschen im Kiez fördern möchten. Um 18 Uhr laden wir als Kirchengemeinde, wie jeden Tag, zum politischen Gebet in oder an der Gethsemanekirche ein.

Auf einer der ersten Versammlungen der Initiative im neuen Jahr formulierten Teilnehmende Wünsche für 2022. Diese wurden auf Zettel geschrieben und sichtbar auf einer Wäscheleine angebracht. Neben „weg mit Corona“ und „ich wünsche mir für 2022, dass Menschen einen Weg zueinander finden“ schrieb jemand seine Hoffnung auf, dass die bisher schweigende Mehrheit lauter und sichtbarer wird. Diesem Wunsch kann ich mich nur anschließen.

Pfarrerin Aljona Hofmann

Eine Erklärung der Initiative finden Sie hier zum Download (PDF)